Sie finden auf dieser Webseite meine Graphic Novels – ich hoffe, sie gefallen Ihnen! Wenn Sie sich jetzt noch fragen, wer sie sich ausgedacht, geschrieben und gezeichnet hat, können Sie an dieser Stelle noch einige Zeilen über mich – Martin Schülbe – lesen, bevor oder nachdem Sie (hoffentlich) eine meiner Graphic Novels erwerben bzw. erworben haben. Ich versuche mich kurz zu fassen, aber wie Sie sich vielleicht bereits denken, erzähle ich gern …
Das Licht der Welt erblickte ich am 28. Dezember 1979 um 13.38 Uhr im Krankenhaus Neu-Mariahilf in Göttingen, weshalb manch einer behaupten könnte, ich sei eigentlich Niedersachse. Tatsächlich nahm mich meine Mutter aber schon vier Stunden später mit nach Hause, welches damals und in den folgenden drei Jahrzehnten Bad Sooden-Allendorf war. Somit darf ich mich getrost als Hesse beziehungsweise Nordhesse bezeichnen. Gegen die Niedersachsen habe ich natürlich nichts, ganz im Gegenteil, bin ich doch unter ihrem sprachlichen Einfluss und somit mit einem fast akzentfreien Hochdeutsch aufgewachsen.
Ich war ein ausgeglichenes Baby, berichtet meine Mutter. Etwa sechs Wochen nach meiner Geburt schreckte sie morgens auf, als ihr klar wurde, dass ich die ganze Nacht nicht geschrien hatte. Sie dachte, ich sei den ‚plötzlichen Kindstod‘ gestorben, stürmte in mein Zimmer und riss mich aus dem Bett – woraufhin ich dann doch noch zu schreien begann.
Ich wuchs heran als Kind eines Zweiradmechanikermeisters und einer Industriekauffrau, die gemeinsam das ‚Zweiradhaus Schülbe‘ – ein Geschäft für den Verkauf und die Reparatur von Motor- und Fahrrädern – betrieben. Mein drei Jahre älterer Bruder war eindeutig der Stammhalter, fing schon im Alter von drei Jahren mit dem Motorradfahren an (worüber sogar das Hessische Fernsehen in der ‚Hessenschau‘ berichtete), machte später eine Ausbildung zum Zweiradmechaniker und erwarb im weiteren Verlauf seines Berufslebens den gleichen Meistertitel wie unser Vater sowie das Diplom als Maschinenbauingenieur.
Für mich war eine ganz ähnliche Laufbahn vorgesehen, was schon mit der Wahl meines Vornamens begann: Ich heiße Martin nach Martin Lampkin, der 1975 die erste Trial-Weltmeisterschaft gewann und ebenfalls am 28. Dezember geboren wurde. Mein Vater nahm in den 1970er- und 1980er-Jahren selbst an Trial-Wettbewerben auf regionaler Ebene teil, und als meine Eltern als ausgesprochene Fans dieser Sportart mal einen Weltmeisterschaftslauf im bayerischen Kiefersfelden besuchten, unterhielt sie sich sogar mit Lampkin, Wie meine Mutter sagt: „Das war ein toller Trialfahrer und ein cooler Typ!“
Als ich drei Jahre alt war, versuchte mein Vater dann, mir einen Arbeitsoverall anzuziehen – die traditionelle Berufskleidung seines Handwerks. Ich soll dabei geschrien haben, sagt meine Mutter, hätte damals nämlich schon ganz genau gewusst, was ich anziehen will, und stets ausgesehen „wie geleckt“ (auf deutsch: ordentlich). Statt für die Werkstatt interessierte ich mich für das Keyboard, das mir der Weihnachtsmann kurz vor meinem sechsten Geburtstag brachte, und für die weiteren, die in den Folgejahren auf die gleiche Weise zu mir kamen; auf ihnen spielte ich „manchmal wochenlang das gleiche Lied, und zwar so laut, dass es bis in die Werkstatt zu hören war“, wie mein Vater berichtet, denn Üben besteht nunmal aus immerwährender Wiederholung.
Foto: Sebastian Müller
Als Mitte der 1980er-Jahre mit dem ATARI 520ST einer der ersten erschwinglichen Personal Computer mit einer grafischen Benutzeroberfläche auf den Markt kam und mehrere Exemplare davon in unseren Haushalt einzogen, zeigte sich der Unterschied zwischen mir und meinem Bruder erneut und überaus deutlich. Während er alsbald mit dem Programmieren eigener Software begann, interessierte ich mich mehr für die Schreib- und Grafikprogramme und fing etwa im Alter von zwölf Jahren – mittlerweile an einem Windows-PC – an, den einen oder anderen Geschäftsbrief für meine Eltern zu verfassen und ansprechende Werbeschilder fürs Zweiradhaus zu gestalten.
Wann ich meinen ersten Comic-Helden erfand, können weder meine Eltern noch ich genau sagen – es muss irgendwann während meiner Grundschulzeit gewesen sein. Fest steht nur, dass man ihn heute eher der Naiven Kunst zuschreiben würde. Er hieß Lars, war genauso naiv wie ich seinerzeit und interessierte sich sehr für Nitroglycerin, insbesondere für seine Eigenschaften als Sprengstoff. Pointe eines jeden der unzähligen Comicstrips, die ich über ihn zeichnete, war, dass irgendwas in die Luft flog. Inspiriert von Micky-Maus- und Yps-Heften veröffentlichte ich Larsens Abenteuer in einer Lars-Heftreihe, die ich ebenso aufwändig wie sorgfältig mit dem heimischen Kopiergerät produzierte und dabei Unmengen an Papier und Toner verbrauchte. Hätte mein Vater herausbekommen, wie viele Ressourcen ich bei der Produktion verschwendete, er wäre wohl kaum mein einziger und treuer Leser gewesen. Stattdessen fragte er mich nicht selten, wann denn die neue Ausgabe von ‚Lars‘ erscheinen würde.
Dennoch entschied ich mich gegen das Zeichnen und für den Journalismus, inspiriert von der täglich auf dem Esstisch liegenden Tageszeitung – der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA). Nachdem ich den Mofaführerschein in der Tasche hatte, nahm ich erste Pressetermine für das seinerzeit wöchentlich erscheinende Anzeigenblatt ‚Werra-Blitz‘ wahr. Später entdeckte meine Oma Erna eine Stellenanzeige für ein Praktikum in der Witzenhäuser Redaktion der HNA, auf das ich mich erfolgreich bewarb; nach einjähriger Tätigkeit dort bekam ich auch einen Volontariatsplatz. In den Jahren danach versuchte ich mich mehr oder weniger erfolgreich als Videoproduzent, wobei es mir insbesondere der Videoschnitt angetan hatte. Eine zeitlang arbeitete ich in der On-Air-Promotion von ProSiebenSat.1, wo ich mir Film- und Serientrailer für die Programmvorschau ausdachte und schnitt. Weiter als Videoproduzent arbeiten wollte ich im Anschluss daran eigentlich nicht mehr, weil gute Videos zu viel Geld kosten und ich selten einen Auftraggeber hatte, der dieses Geld in die Hand nehmen wollte – das eine oder andere Mal zahlte ich sogar drauf. Nach einigen Imagefilmen und so mancher Eigenproduktion (etwa einer 2009 veröffentlichten Videodokumentation über die Grenzöffnung zwischen Bad Sooden-Allendorf und dem thüringischen Nachbardorf Wahlhausen anno 1989) ging ich zuletzt eine Videodokumentation über die in Nordhessen beliebte ‚Ahle Wurst‘ an, gab diese jedoch nach einigen Drehtagen wieder auf, weil das Projekt für mich nicht finanzierbar war. Ein Freund, der dieses letzte Videoprojekt teils begleitet hatte, gab schließlich den entscheidenden Impuls, als er zu mir sagte: „Martin, ich habe den Eindruck, dass du viel anfängst und nichts mehr zu Ende bringst.“ Bald darauf habe ich das Filmemachen für immer aufgegeben und beschloss, mich fortan etwas ganz anderem zu widmen. Etwas, das mir Spaß machte, aber finanzierbar war.
Noch vor Beginn meiner letzten Tätigkeit im Angestelltenverhältnis fand ich dieses Andere, als ich nämlich wieder mit dem Zeichnen begann. So konnte ich die Geschichten, die ich ohnehin schon mein ganzes Leben mit mir herumtrug, als Comics bzw. Graphic Novels unter die Leute zu bringen. Hierbei handelte ich jedoch sofort gegen den Rat des erwähnten Freundes und begann gleich mit mehreren Projekten: Mir war klar, dass ein Erfolg in diesem Bereich nur eintreten kann, wenn es nicht bei nur einer Veröffentlichung bleibt. Ein Schritt in diese Richtung war die Gründung des Martin Schülbe Verlags.